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Mein 1. HM beim Metropolmarathon in Fürth

am 21. Juni 2015

FunRun Südwest

Start beim Deutsche Post Ladies Run

Urkunde HM beim Metropolmarathon in Fürth

Seit ich mich zum Halbmarathon beim Metropolmarathon Fürth angemeldet habe (ich habe gerade diese Veranstaltung ausgewählt, weil man 5 1/2 Stunden zum finishen brauchen darf ;-) ), bin ich aufgeregt. Mein erster Halbmarathon! Bei mir ist es immer etwas schwierig und die Wettervorhersagen waren bislang nicht so toll, eine Migräne war sehr wahrscheinlich. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Am Samstag fahre ich also nach Fürth, um meine Startunterlagen abzuholen und die Lokalität auszukundschaften. Den Wetterbericht studiere ich auf mehreren Internetseiten abends in der Hoffnung, dass die Wetterlage stabil bleibt, es nicht regnet und sich keine Migräne einstellt.

Meine Laufschuhe 
 Bikila EVO von 
 Vibram FiveFingersIch stehe um 7:15 Uhr auf, trinke eine Tasse Kaffee, gehe noch ein paar Mal auf die Toilette, ziehe das grüne Shirt an, das ich gestern geholt habe (mit der Angabe der Distanz auf dem Rücken), streife meine Armlinge über, ziehe meine Gonsowindweste an, meine gelben Bikila EVO (siehe Bild) an die Füße, bringe die Startnummer 3143 an den Gurt meiner Bauchtasche an, binde den Chip an mein Fußgelenk und fahre nach Fürth, finde einen Parkplatz in der Karolinenstr. und laufe Richtung Start. Dort gebe ich meine Tasche ab (mit Ersatzschuhen, falls es doch regenet - die Bikila EVO sind nicht wasserfest).

Nach dem Startschuss geht es Richtung Südpark, es fängt bereits zum tröpfeln an, ich bete zum Wettergott Thor, dass es halten möge, bedeckt ist o.k, leichter Nieselregen auch, aber bitte kein Platzregen - und bitte auch keine schwarzen Migränewolken. Vorsichtshalber schicke ich auch noch ein Gebet an Odin, kann nicht schaden, dem obersten Boss auch noch um den Bart zu gehen. Und dann geht es weiter, ich sehe einen Läufer mit weißem T-Shirt-Rückenteil und schwarzer Tight, der könnte mein Tempo haben, an den könnte ich mich evtl dran hängen, plötzlich wird er aber schneller. Ein anderer Läufer mit neonorganener kurzer Hose und ein ebensolches Shirt mit Aufschrift "Greuder Fürth" oben, in der Mitte des Shirts die Nummer "39" und darunter "Iceman", hinter dem laufe ich her. Nach 5 KM sind wir wieder auf der rechten Seite der Nürnberger Straße und laufen in die Fürther Stadtwiesen. Das ist ein Teil meiner sonntäglichen Lieblingsstrecke. Es geht Richtung Erlangen und danach wieder hinein nach Fürth. Ich wusste nicht, dass es in Fürth so viele schöne Strecken mit Wiesen und Feldern gibt.

Ich über hole Judith, eine Läuferin mit einem schönen Tattoo auf der rechten hinteren Wade, bleibe am Iceman dran. Der wird mal schneller, ich versuche ihn nicht zu verlieren, dann habe ich ihn wieder eingeholt. Plötzlich ist auch der schwarz/weiß Läufer wieder in Sichtweise und wir kommen ihm näher. Iceman holt ihn sogar kurzfristig ein.

Dann merke ich, dass mir schwindlig ist, die Straße bewegt sich hin und her, ich stolpere auf ebener Strecke sogar ein wenig. Ich lausche in mich hinein, ich habe keine Probleme mit dem Herz, keine Schmerzen in der Brust, 10 KM im Training waren bislang nie ein Problem, ein EKG hatte ich erst im Rahmen einer Vorsorge machen lassen. Es muss eine kommende Migräne sein. Ich peile die Lage. Alle 2-3 KM gibt es eine Wasserstelle mit Sanitäter oder Feuerwehr. Ich laufe weiter. Sollte ich dann doch Probleme bekommen, kann ich mich hinsetzen und einen vorbeilaufenden Läufer bitten, mir einen Sanitäter von der nächsten Versorgungsstelle zu schicken. Also dann, weiter.

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, bei KM 10 eine längere Gehpause zu machen, aber Iceman läuft weiter, ich hinterher. Irgendwann hole ich ihn ein, als er an einer Versorgungsstelle Wasser trinkt. Ich schaue auf seine Startnummer, er heißt Thomas. Ganz kurz spreche ich ihn an und erkläre ihm, dass ich ihm folge, weil ich dadurch ein stabiles Tempo laufen kann und er mir das hoffentlich nicht übel nimmt. Er versteht es. Wir laufen weiter. Ab und zu dreht es mich wieder mehr aber ich habe den festen Willen, ins Ziel zu kommen. Der Nieselregen ist mal stärker, mal schwächer, ich habe meine Armlinge schon mal runtergestreift, ziehe sie aber wieder hoch, es pfeift ab und zu ein ziemlich kalter Wind um die Ecken.

durch die Fürther InnenstadtAb KM 17 zieht Thomas 39 Iceman das Tempo an und ab KM 18 ist er nicht mehr zu sehen, aber der schwarz-weiß-Läufer ist jetzt langsamer geworden, so dass ich mich an ihn klemme. Judith mit dem Tattoo ist plötzlich auch wieder vor mir und noch ein paar Läufer, die ich während der ersten Kilometer vor mir hatte. Mein Tempo wird aber jetzt langsamer, ich habe Angst, dass ich die Ziellinie passiere und dann wegen Schindel zusammenbreche. Wir sind jetzt im Innenstadtbereich angekommen und laufen über den Grünen Markt, dort ist richtig Stimmung, der Sänger einer Lifeband singt eines meiner Lieblingslieder und ich gehe ein paar Schritte langsam, um es mir anzuhören, es gibt mir wieder Energie für die letzten Meter. Wir biegen in die Gustavstraße ein. Hier sitzen Leute an Tischen und feuern uns an. Jetzt ist es nicht mehr weit.

durch die Fürther InnenstadtEs geht dann durch die Fußgängerzone, nur noch ca. 1 KM. Rechts steht eine Bläserband und spielt ein Trauerlied in verschlepptem Tempo, klingt sehr lustlos. Ich komme mir vor wie auf der sinkenden Titanic. Nicht sehr ermunternd so kurz vorm Ziel. Da sehe ich die Rücken von ein paar Läufer vom Team Klinikum, die offenbar bereits fertig sind mit Laufen, Gerda ist mit dabei, ich freue mich, dass ich sie sehe, ich lasse mich noch schnell von ihr fotografieren - so viel Zeit muss sein (siehe Bild oben) - dann laufe ich langsam die Ziellinie entlang. Fast fange ich an zu heulen, ich fasse es noch nicht wirklich - ich habe es geschafft - mein erster Halbmarathon. Und das, obwohl es mir nicht immer ganz gut ging auf der Strecke. Ich strecke die Arme in die Luft, während ich die Ziellinie überquere. Jemand gratuliert mir und hängt mir eine silberfarbene Medaille um den Hals.

Medaille Metropolmarathon Fürth 2015 - Mein erster HalbmaratonIch hole mir meine Urkunde und staune nicht schlecht, dass ich eine Zeit von 1:33:49 geschafft habe! Diese Zeit lasse ich mir auf meine Medaille gravieren und gehe, meine Tasche abzuholen. Dabei läuft plötzlich Thomas 39 Iceman vor mir her. Wir unterhalten uns noch ein bisschen. Er ist aus Nürnberg, obwohl er ein Trickot von Greuder Fürth anhat, er wird aber bald nach Fürth ziehen. Ich bedanke mich, dass er mich mitgezogen hat, er freut sich und entschuldigt sich fast, dass er die letzten Kilometer so angezogen hat.

Odie, der Migränegott Ich fahre jetzt gleich nach Hause, glücklich über meinen Erfolg. Nach einer Dusche setze ich mich aufs Sofa mit meiner Katze - und dann kommt die Migräne mit voller Wucht, Drehschwindel und Übelkeit. Was hatte ich für ein Glück, dass ich den Lauf doch ohne größere Probleme zu Ende führen konnte! Dank an Odie, den Migränegott ;-).

© Petra Schuster
Nürnberg, 21.06.2015

Metropolmarathon Fürth
Eintrag in meinem Lauftagebuch

 

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