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Finish-Line Herbstlauf 2013

16. Finish Line Herbstlauf

am 18. August 2013

Startnummer 102

Urkunde


6:00 Uhr - der Wecker läutet penetrant. Ich will nicht aufstehen. Und auch nicht laufen, es ist viel zu früh. Ich bin kein Morgenläufer! Aber um 7:00 Uhr entschließe ich mich doch endlich aus dem Bett zu kriechen. Waschen, Kaffee kochen (genug, dass ich mir für nach dem Lauf noch was in der Termonskanne mitnehmen kann) und esse ein kleines "Lauffrühstück" - 1/2 Scheibe Vollkorntoast mit Butter und Marmelade.

Meine Laufschuhe 
 Spiridon von 
 Vibram FiveFingersUnd was ziehe ich an? Heute ist kein Frauenlauf. Trotzdem entscheide ich mich für pink. Zur Zeit einfach meine Lieblingsfarbe. Ich befestige die Startnummer 102 mit meinen neuen Fix-it Magneten, die ich erst vor 3 Tagen bei Amazon bestellt hatte. Und dann geht's los. Halt! An der Türe fällt mir zum Glück noch ein, dass der Chip noch auf dem Tisch liegt. Da ich mit den FiveFingers laufe, habe ich keine Schnürsenkel, so befestige ich ihn noch mit gelbem Geschenkbändchen an meinem Knöchel.

Um kurz nach 8 erreiche ich den Valznerweiher und finde einen schönen Parkplatz. Ich schnalle mir meine Bauchtasche um (wie üblich bestückt mit Asthmaspray, Traubenzucker, eine kleine Flasche mit in Wasser aufgelöstem Magnesium und mein Lauf-Handy (mit meiner geliebten Runtastic-App). Dann gehe ich - ja, wo soll ich eigentlich hin? Hier ein Schild, man kommt zur Startnummernausgabe. Die habe ich schon, aber mal schauen, was es da noch so gibt. Zumindest finde ich hier die Umkleiden und Toiletten! Aber sonst? Tote Hose! Ich gehe zurück zum Parkplatz und schaue mich um. Nix los! Viele Leute laufen durcheinander, laufen hier- und dorthin. Aber wie eine Veranstaltung sieht es hier nicht aus. Ich bin irritiert.

Ich setze mich noch ein bisschen ins Auto und trinke was. Was kann ich sonst noch tun? Es ist langweilig. Das hätte ich nicht gedacht. Bislang war bei solchen Veranstaltungen im Vorfeld immer irgendwas los. Stände, wo man mal reingucken kann oder zumindest ein Platz, wo die Läufer sich tummeln. Aber hier? Ich beschließe zum Start zu gehen. Es ist ein schmaler Weg, wo nach ca. 200 Metern die Startline ist. Auch kein richtiger Platz, wo man sich aufhalten kann.

Nach einiger Zeit Hin- und Hergehens sehe ich, wie die Halbmarathononies den Weg zum Start einschlagen, die starten um 9:00 Uhr. Da haben wir, die nur 10 KM laufen und erst um 9:15 Uhr starten, nichts zu suchen und würden nur stören. Und plötzlich merke ich, dass sich mein Magen-Darmbereich bemerkbar macht. Die letzten Tage hatte ich da ein bisschen Probleme und befürchte, dass ich nun doch nicht laufen kann. Was, wenn mitten im Wald die Kathastrophe eintritt und ich mich in die Büsche schlagen muss? Ich gehe zum Auto und packe noch ein Päckchen Papiertaschentücher in meine Bauchtasche - und muss dringend auf die Toilette.

So langsam habe ich das Gefühl, ich hätte doch lieber im Bett bleiben sollen. Und außerdem es gefällt mir hier gar nicht, keine Stimmung und mein Magen-Darmtrackt tut weh! Ich glaube, ich fahre einfach wieder nach Hause.

Ich verlasse die Toilette und bin allein, auch sonst ist kein Läufer mehr zu sehen. Ich spurte zum Start, es ist schon 9:16 Uhr. Ich werde den Lauf verpassen! Als ich aber dann am Startsammelplatz ankomme, sind noch alle da. Glück gehabt. Und dann geht es auch schon los! Ich starte meine App, lege Musik auf und nach ein paar Sekunden geht es über den Teppich mit den Sensoren - LOS GEHT'S!

Es geht in den Wald hinein, auf festen Wegen, immer wieder kommt die Sonne heraus und plötzlich bin ich fasziniert! Das ist ein tolles Laufgefühl! Vögel zwitschern, die Luft ist klar und die Temperatur ist sogar auf den Lichtungen in der Sonne erträglich - 24°C. Ich werde überholt und schaue zurück. Nein, die Letzte bin ich nicht. Da sind auch Günter und Susi, an die ich mich dranhänge - aber nur für ein paar Hundert Meter, dann muss ich abreißen lassen. Ich starte eigentlich immer langsamer und steigere dann. Meine App sagt mir aber, dass ich den ersten Kilometer mit 8,9 km/h ziemlich schnell angegangen bin.

Dann trabe ich in meinem Tempo vor mich hin. Der Kopf wird frei und ich fühle mich losgelöst. Mein Körper strebt vorwärts, der Kopf versucht ihn noch zu bremsen, nicht zu schnell angehen, sonst reicht's vielleicht am Ende nicht. Aber mein Kopf verliert. Es geht leicht bergan, dann eine längere Steigung. Es stört mich nicht. Weiter vorne fangen ein paar Läufer an zu gehen, ich trabe weiter. Den beiden Mädels weiter vorne komme ich immer näher. Und dann kassiere ich sie, ich laufe vorbei. Zunächst zieht die Dame in grün das Tempo noch an und schaut ein paar Mal zu mir rüber, als wolle sie mich nicht vorbeilassen. Aber ich ziehe vorbei. Meine App versorgt mich mit Informationen nach jedem gelaufenen Kilometer und ich errechne, dass ich diesen 10er in 1:10 schaffen könnte, das wäre absoluter Rekord! Ich bin motiviert!

Bei Kilometer 4 gibt es Wasser. Ich nehme ein Becherchen und gehe ein paar Schritte neben einer Lady in pink. Aber dann lasse ich auch sie stehen und laufe - und laufe - und laufe. Dort vorne ein halber Hai! Ich hole ihn ein und auch ihn lasse ich zurück. Den Mann in schwarz mit orangenen Ärmeln würde ich auch noch gerne hinter mich lassen und so ziehe ich das Tempo noch mal an. Ich bin an ihm dran, ziehe neben ihn - aber er strengt sich an. Ich spüre, dass ihm das gar nicht passen würde, wenn ich ihn überholte, er hatte sich zuvor immer wieder nach mir umgesehen. Na gut, ich lasse mich ein bisschen zurückfallen und mache dann nochmal eine strategische Laufpause 1 Kilometer vor dem Ziel, schließlich muss man ja beim Zieleinlauf noch gut aussehen!

Und dann geht es um eine Kurve und ich überquere die Ziellinie. Runtastic App sagt, dass ich 1:07 gebraucht habe. Das ist noch ein Ticken besser als ich mir unterwegs ausgerechnet habe. Mit Günter trinke ich noch ein alkoholfreies Bier, er macht ein Bild von mir (ups, ich seh' schrecklich aus, aber so ein Smartphone macht halt keine Starphotos) und fahre dann nach Hause. Ich fühle mich sagenhaft gut! So ein tolles Gefühl hatte ich lange nicht mehr. Mein ganz persönliches "Runners-High", das mich an diesem Tag noch viele Stunden begleitet - und mir Mut macht, beim Nürnberger Stadtlauf mal den Halbmarathon zu probieren.

Übrigens steht auf der Urkunde "50. Platz". Das hat mich etwas irritiert, da ich in der Gesamtwertung laut Liste auf Platz 181 (von 194) stehe. Nach Nachfrage erfuhr ich, dass ich die 50. Frau (von 57) gewesen bin, welche die Ziellinie überquert hat.

Finish-Line Herbstlauf 2013Ich bin wieder mit der App von runtastic gelaufen. 10 km.

Hier könnt ihr die Daten dieses Laufes sehen.

© Petra Schuster
Nürnberg, 18.08.2013

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