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Seit letzten Sonntag habe ich Probleme mit meinem rechten Knöchel. Er war plötzlich ohne ersichtlichen Grund angeschwollen und tat etwas weh. Die ganze Woche habe ich gecremt und Retterspitzumschläge gemacht. Es ist auch schon viel besser - aber eben noch nicht vorbei. Endlich passt mal das Wetter (keine Migräne in Sicht), die Wettervorhersage sagt Sonnenschein und Temperaturen über 20°C voraus. Ich möchte gerne beim Nürnberger Stadtlauf laufen, habe auch dem Lionheart schon gesagt, dass ich gerne mit dem Team Bittel mitlaufen möchte - und dass ich dann wahrscheinlich die Letzte sein werde, aber das würde ihn nicht stören. Samstag früh stehe ich auf und mein Knöchel tut weh beim Auftreten, bzw. kneift stark. Nachdem ich ein bisschen hin und her gelaufen bin, wird es besser. Wahrscheinlich verträgt der Knöchel keine Inaktivität, ich hatte Nachts einen Retterspitzumschlag mit Bandage angelegt. Ich beschließe, zum Start zu gehen getreu meinem Motto "Loslaufen". Dann wäre doch schon das Ziel erreicht. Ich ziehe mich an, meine gelben Vibram FiveFingers Bikila EVO (siehe Bild) an und packe noch vorsichtshalber eine ärmellose Weste (ich bin empfindlich bei kühlem Wind), ein Multifuktionstuch und überflüssigerweise noch Armlinge in meine Gürteltasche (ich wundere mich, was da alles reinpasst ;-)). Um kurz vor 13:00 Uhr laufe ich los, nehme den Bus zum Plärrer (weil er gerade an der Haltestelle steht) - Ticket habe ich nicht - und am Plärrer fahre ich mit der U-Bahn noch 1 Haltestelle zum Opernhaus, wo sich der Start-/Zielbereich befindet. Und da ist ganz schön was los, der 10 KM-Lauf ist gerade beendet, die Kidz, die 5 Minuten nach uns starten werden drängen auch schon und ich suche Erwin. Wir hatten nichts ausgemacht, aber ich denke, er wird ganz hinten sein. Ein paar Minuten vor dem Start kommt er mit ein paar Mitgliedern vom Team Bittel. Ich freue mich, dass ich ihn gefunden habe, drücke ihn und ich lerne die anderen kennen. Erwin macht noch schnell ein "Startfoto" vom Team Bittel. Und dann kommt Bewegung in den Riesenpulk vor uns. Erwin ermahnt uns, langsam zu laufen, sonst würden wir durch den Pulk gestoppt werden, so gehen wir langsam, erst kurz vor dem Start-Tor mit den Zeitnahmematten fangen wir an zu laufen. Erst ganz langsam. Aber dann zieht sich die Team-Bittel-Gruppe auseinander, ein paar laufen schneller, zwei Läufer laufen mit mir, Erwin bleibt mit einem Läufer weiter zurück. Und das ist auch das letzte, was ich von Erwin noch sehe. Wir drei laufen nebeneinander her, mit dem einen unterhalte ich mich, der andere ist nicht so gesprächig. Es geht am Ring entlang bis zur Kesslerstraße und diese dann entlang bis zum Wöhrder Talübergang, diesen ein Stückchen nach Norden entlang, dann biegen wir Richtung Wöhrder See ein. Und schon sind wir bei Kilometer 5 und hier gibt es auch schon Wasser und Iso-Getränke (nichts zu Essen wie beim Seenlandmarathon). Die Sonne scheint schön warm und wir sehen am gegenüberliegenden Ufer bereits die ersten schnellen Läufer Richtung Opernhaus zurück laufen. Die Strecke ist 10 KM lang und wird für die Halbmarathonies 2x gelaufen, Opernhaus ist nicht nur der Beginn des Wettkampfs, sondern auch der zweiten Runde. Mein Knöchel ziept ein bisschen, ich bin etwas beunruhigt, war es richtig, schon zu laufen, wie lange soll ich laufen? Ich beschließe, 10 KM bis zum Opernhaus zu laufen und dann evtl. nach Hause abzubiegen, aber trotzdem wollte ich die Entscheidung erst am Opernhaus treffen. Dann kommt der Wendepunkt, wir laufen über die Gustav-Heinemann-Brücke und da frage ich meinen Mitläufer, wie er denn eigentlich heiße, Günther bekomme ich zur Antwort. Ich sage, dass er mir bekannt vorkäme, ob er schon mal beim TÜV Rheinland IndoorMarathon mitgelaufen sei (ich bin da im Organisationsteam und bekomme so die Namen der Läufer mit). Ja, meint er, er sei schon etliche Male mitgelaufen. Sein Nachname: Kiefhaber. Oh ja, diesen Namen kenne ich, habe ihn oft genug in die Teilnehmerliste eingetragen, ich freue mich, mit ihm laufen zu können - und oute mich auch. Ja, was für ein Zufall. Das gibt Gesprächsstoff mindestens bis ins Ziel. Dann geht es in die Innenstadt, über die Insel Schütt, die Peter-Vischer-Straße hoch und über die Marstallbrücke. Da steht Gerda und feuert mich an. Wie schön, ich freue mich immer, sie zu sehen, schließlich haben wir beide bei Roland Blumensaat das "laufen gelernt" und nun organisiert sie die Laufgruppe des Team Klinikums Nürnberg, zwei Staffeln nehmen jedes Jahr mindestens bei unserem IndoorMarathon teil. Dann geht es die Nonnengasse steil bergauf, wir bezwingen diese Hürde gehend. Oben angekommen, geht es dann durch die Karolinenstraße mit einigen Zuschauern, die uns anfeuern und dann ein kurzes Stück links in die Färberstraße, dort sitzen vor dem "Mohr" viele Leute im Freien und beäugen uns neugierig. Günther fotografiert sie, die Leute applaudieren, wir bedanken uns und laufen wieder in die Breite Gasse. Plötzlich kommen von hinten Motorräder und ein Läufer spurtet an uns vorbei - das ist der potentielle Sieger des HM. Der Beifall war also nicht für uns, egal, wir haben uns trotzdem gefreut ;-).Jetzt rechts durch die Vordere Sterngasse und rechts rum zur Frauentormauer. An dieser Ecke steht eine Sambaband (sonst ist hier auf der Strecke musikmäßig leider nicht viel los) und dort dann wieder zurück zur Färberstraße, linksrum wieder zurück zum Opernhaus. Hier entscheide ich ganz spontan, ich laufe weiter, der Knöchel ist nicht schlimmer geworden, im Gegenteil, er kneift fast gar nicht mehr. Also machen wir uns zu dritt das zweite Mal auf die Strecke. Dieses Mal geht es gleich runter in die Wöhrder Wiese und dann ist die Strecke wie beim ersten Mal. Wieder Wasser tanken und dann weiter. Auf dem Aufweg zur Gustav-Heinemann-Brücke liegt ein Mann auf dem Boden, ein Sanitäter kümmert sich um ihn. Als wir nach der Brücke wieder abwärts zum See laufen, höre ich plötzlich meinen Namen und da steht Roland - wie schön! Er feuert mich an, zückt die Kamera und knipst mich (Bild oben). Gleich danach sehen wir schon wieder einen Mann auf einer Bank liegen und ein Helfer der sich um ihn kümmert. Wir sind bei Kilometer 14, es könnte sein, dass die beiden Männer nicht wirklich trainiert haben und sich übernommen haben. Ja so ein Halbmarathon ist nicht so ganz ohne. Irgendwann haben wir den dritten Mitläufer verloren, er hat das Tempo angezogen, jetzt laufe ich mit Günther. Ich bin froh über seine Gesellschaft, er ist sehr nett und ich kann mich gut mit ihm unterhalten, außerdem hat er mein Tempo. Und dann fange ich an zu schwächeln, das erste Mal bereits bei Kilometer 14, eine Gehpause muss her. Ich sage Günther, er könne gerne ohne mich weiterlaufen, aber er meint, er bleibt bei mir. Dann geht es wieder, Günther meint, wir überholen jetzt einfach noch ein paar Läufer und zählt mit, ja, das motiviert. An der Marstallbrücke steht immer noch Gerda und macht ein Bild von mir. Wieder die Nonnengasse bergauf und durch die Fußgängerzone. Die Leute vor "Mohr" sehen dieses Mal gelangweilt aus. In der Breiten Gasse werden wir noch ein bisschen angefeuert. Trotzdem brauche ich noch eine kleine Pause. Günther motiviert mich, bis in den Stadtgraben durchzuhalten. Als wir in den Stadtgraben einbiegen, empfängt uns zum zweiten Mal die Sambaband und trommelt wieder. Das motiviert nochmal, wir legen noch eine längere Gehpause ein, schließlich wollen wir lächelnd und noch einigermaßen gut aussehend ins Ziel laufen. Und dann die letzten Meter!
Und dann biegen wir in die Zielgerade ein. Es sind schwere letzte Schritte, aber wir schaffen es, ich reiße die Arme hoch - geschafft! Mein 4. Halbmarathon dieses Jahr und auch überhaupt! Mein Laufpartner Günther und ich umarmen uns und freuen uns. Der Knöchel tut inzwischen gar nicht mehr weh und das wundert mich doch sehr. Ich sehe Günter Kratzer an der Strecke, er freut sich, ich umarme auch ihn und wir unterhalten uns kurz. Dann gibt es eine Medaille. Mein Mitläufer Günther und ich trinken noch ein alkoholfreies Weizen zusammen und dann verabschiedet er sich - wir sehen uns wieder beim nächsten TÜV Rheinland IndoorMarathon am 8.11.2015. Ich gehe noch ein bisschen umher, stelle mich dann wieder in den Zielbereich, ich möchte Erwin (Lionheart) und seinen Mitläufer empfangen, ich habe kurz vorher gehört, dass die beiden vor dem Besenrad herlaufen. Nach mehr als einer halben Stunde kommen sie dann (eigentlich hatte ich ja gadacht dass ich mit Erwin als Letzte ins Ziel kommen würde), ich hänge ihnen ihre Medaillen um und noch ein paar Worte, dann gehe ich nach Hause. Es war ein wunderschöner sonniger, warmer Tag, ich bin froh, dass ich es gewagt habe und fertig gelaufen bin. Vielen Dank an Erwin und an Günter Kratzer, Gerda und Roland fürs Anfeuern und Bilder von mir knipsen - und ganz herzlichen Dank an meine beiden Mitläufer, vor allem an Günter Kiefhaber, mit dem das Laufen ganz großen Spaß gemacht hat und sehr kurzweilig war und der mich zum Schluss noch Mal motiviert hat, ohne ihn wäre ich nicht in 2:25:56 ins Ziel gekommen! Bericht von Erwin Bittel vom Team Bittel mit vielen tollen Bildern
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