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18. Dönüs-2-Stundenlauf

am 26. Oktober 2003

18. DÖNÜS-2-Stundenlauf Hier geht's zu den Bildern!


Ich stehe Mittags auf und überlege, dass ich keine 2 Stunden lang laufen möchte. Ich habe mich für den Dönüs-2-Stundenlauf angemeldet, den wieder Roland Blumensaat organisiert. Sooo lange bin ich noch nie gelaufen. Und dann muss ich auch noch nach Birnthon (wo liegt das schnell wieder?). Mein Frühstück nehme ich vor dem Fernseher ein und zappe ein bisschen. Oh, der Frankfurt-Marathon wird übertragen. Eine halbe Stunde schaue ich zu und dann juckt es mich in den Füßen. Los, auf und in die Laufklamotten das kleine Notfalltäschchen umgeschnallt - es geht nach Birnthon (eh, wo ist das noch gleich?).

Nach dem Stadtplan fahre ich Richtung Fischbach und von da aus noch ca. 5 km Richtung Altdorf, dann rechts in ein kleines Kaff. Ein türkischer Mitbewohner steht auf der Straße und winkt mich in einen Parkplatz. Toller Service, danke! Ich packe alle meine Taschen und gehe zum rückwärtigen Teil des Dönüs-Therapiezentrums (Dönüs ist türkisch und heißt Umkehr, Wende, Neuanfang), wo auch schon ein Tisch mit Getränken und noch eingepackten Bananen aufgestellt ist. Roland ist da und zeigt mir, wo es zu den Umkleidekabinen geht.

Oben im ersten Stock sitzen noch ein paar türkische Landsleute, die die Startnummern ausgeben (und die Sicherheitsnadeln), Nummer 13! Das bringt bestimmt Glück. Ich werfe freiwillig 5 Euro in die rote Büchse, hole schnell noch meine Kamera und mache ein paar Bilder. Danach warte ich mit den anderen auf den Start - drinnen, draußen ist es doch schon etwas kalt.

Auf die Plätze - fertig - los! Und wieder mal finde ich mich auf dem letzten Platz - macht nichts, auf einem Rundkurs läuft man nie allein, bald werden mich die ersten überrunden. Es geht links durch die Felder, ein wenig Höhenunterschied ist schon, finde ich, oder bin ich einfach nur nicht gewohnt, auf anderer Strecke zu laufen als immer nur bretteleben? Nach 200 Metern überhole ich plötzlich jemanden. Ein nicht ganz leichtgewichtiger Mann (ich erfahre hinterher, dass er nach einem Herzinfarkt anfing zu laufen) schnauft gewaltig. Zu schnell losgelaufen? Wieder mal nicht auf Roland gehört? Ich überhole ihn - und habe ein schlechtes Gewissen!? Ist er jetzt traurig? Weiß er, dass er der Letzte ist? Seltsame Erfahrung, zum ersten Mal jemanden zu überholen, und gar nicht so einfach.

Rechts grasen ein paar Kühe, links laufen jede Menge Gänse herum und beäugen uns neugierig (wer weiß, wie lange sie das noch können, schließlich ist bald Weihnachten). Sehr abwechslungsreiche Strecke.

An der Biegung stehen Zwei und dehnen. Auch die kann ich jetzt natürlich überholen, mein Schritt wird leichter - nicht die Letzte zu sein, cool! Eine kleine Steigung hinauf, der erste überrundet mich, dann überholen mich auch unser blinder Mitläufer Jeffrey, geführt von seinem Coach - ich bin voll des Respekts. Klasse, wie er läuft. Auf der linken Seite kommt eine Koppel mit zwei Pferden und links geht es dann wieder auf die Straße zurück zum Dönüs-Therapiezentrum, ein Ehepaar steht dort und klatscht - ich freue mich sehr und biege wieder Richtung Start. Dort muss ich meine Jacke öffnen, damit der türkische Zähler meine an die Weste geheftete Start-Nummer sieht (ich bin noch nicht warm genug, um die Jacke offen zu lassen) und mich richtig zählen kann.

Und dann ist die erste Runde und somit auch der erste Kilometer geschafft. Ich trinke schon mal Apfelsaft mit Mina und laufe dann einsam weiter. Irgendwann holen mich die beiden ein, die ich beim Dehnen in der ersten Runde überholt habe. Und an die hänge ich mich dran. Toll, das erste Mal, dass jemand ungefähr mein Tempo läuft. Wolfgang heißt einer, wie die Frau heißt habe ich wieder mal vergessen. Den Wolfgang weiß ich deshalb noch, weil er mir eine Visitenkarte in die Hand drückt: "Knieschieber" steht drauf und richtig schön ist sie. "Wir laufen Dienstags und Donnerstags um den Wöhrder See, um 19:00 Uhr" und auch noch in diesem Tempo. Toll, bisher bin deshalb nie mal in einer Gruppe mitgelaufen, weil ich doch so langsam bin und mit keiner Gruppe mithalten kann. Ich verspreche, dass ich mal vorbeikomme.

Nach einer kleinen Pi-Pause laufe ich erst allein, aber weil es mir zu langweilig ist, warte ich auf Wolfgang und seine Mitläuferin, labe mich einstweilen an den guten Keksen und ein bisschen Tee, Leider läuft dann nur Wolfgang die letzte Stunde weiter. Roland überholt uns und fragt, ob ich schon geworben sei, klar sage ich, bin ich. Und wir laufen immer weiter. Die kleine Steigung wird von Runde zu Runde immer höher und höher und zehn Sekunden, bevor die zwei Stunden rum sind kommen wir bei beginnendem Regen ins Ziel - das ist timing!

Wie viele Runden bin ich jetzt gelaufen? Mit meinen Pausen habe ich doch ein bisschen den Überblick verloren. So ganz schnell war ich nicht, wegen der immer höher werdenden Steigungen an immer den gleichen Stellen. Na, erst mal etwas trinken und essen. Im Aufenthaltsraum des Zentrums gibt es Würstchen mit Kartoffelsalat, Krautsalat und Nudelsalat, anschließend noch Tiramisu (ohne Alkohol) und ganz leckere Kuchen.

Wir müssen noch auf Roland und die Urkunden warten, die dann doch gegen 17:30 Uhr an jeden einzeln ausgeteilt werden. Roland sagt noch, dass ich dieses Jahr das erste Mal dabei bin und dass meine Leistung deshalb schon anerkennenswert ist. Ich freue mich sehr, denn ich bin tatsächlich 12 Runden (= 12 Kilometer) gelaufen. Die weiteste Strecke bisher.

So geht ein sehr schöner Tag zu Ende, schön nicht nur wegen des Laufes, sondern wieder mal wegen der netten Leute, die ich traf, die mich ein Stück begleiteten und die mit guten Ratschlägen nicht geizten (wie immer: danke Roland!) Ganz besonderen Dank an die türkischen Mithelfer, die alles so gut organisierten, uns Runde für Runde zählten und halfen, den Tag dann geruhsam ausklingen zu lassen. In bester Stimmung fahre ich nach Hause und in einem heißen Bad beim Reflektieren über die heutigen Ereignisse komme ich zu der Erkenntnis, dass es im Leben doch ab und zu ein paar schöne Augenblicke gibt, man muss nur wissen, wo man sie suchen muss und wie man sie dann wahrnehmen und genießen kann.

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© Petra Schuster
Nürnberg, 26.10.2003